Artikel aus der Ostholsteiner Zeitung Ostholsteiner Zeitung vom 04.09.2021, Seite 25
PreBEG will Planungsaufträge für Solarthermie- und Holzhackschnitzelanlage noch in diesem Jahr vergeben

Preetz. Es war Anfang 2021, als Hans Eimannsberger der Kragen platzte. Der Vorsitzende der Preetzer Bürger-Energie-Genossenschaft (PreBEG) regte sich darüber auf, dass immer neue Anforderungen den Baubeginn für das Leuchtturmprojekt einer regenerativen Wärmeversorgung verzögerten. Es gab ein Krisengespräch zwischen PreBEG, Stadt Preetz, Gemeinde Pohnsdorf und Kreis Plön. Nun ist das frühzeitige Beteiligungsverfahren abgeschlossen, der Baubeginn wird für das erste Quartal 2022 erwartet.
Mit einer Machbarkeitsstudie für ein Nahwärmenetz in den nördlichen Stadtteilen von Preetz hatte 2016 alles angefangen. Gespeist werden sollte es durch eine Solarthermie- und Holzhackschnitzelheizung auf einer bisher landwirtschaftlich genutzten Fläche in der benachbarten Gemeinde Pohnsdorf. Dafür gründete sich 2017 die PreBEG. Das Ziel war optimistisch: Bereits im Winter 2018/19 sollten die ersten Häuser mit Wärme versorgt werden.
In einem frühzeitigen Beteiligungsverfahren sollten alle Hindernisse abgearbeitet werden, um möglichst schnell beginnen zu können. Doch das Verfahren dauerte. Als das Projekt 2019 bei der landesweiten Energie-Olympiade den zweiten Platz erreichte, war der erhoffte Baubeginn bereits auf 2020 verschoben worden.
Dann kamen immer neue Anforderungen aus der Unteren Naturschutzbehörde. Die ehrenamtlich tätigen Vorstandsmitglieder kritisierten die „Salamitaktik“. Und die dadurch erforderlichen Gutachten kosteten viel Geld. Gleichzeitig betonte der Kreis, dass das Projekt ein gutes Beispiel für ganz Deutschland sei, wie eine regenerative Nahwärmeversorgung in Bürgerhand funktionieren könne.
„Wir sind ein Pilotprojekt, deshalb muss alles aus bürokratischer Sicht ganz genau ablaufen“, so Eimannsberger. „Ein Leuchtturmprojekt hat also nicht nur Vorteile“, kommentiert der Preetzer Bürgermeister Björn Demmin als Aufsichtsratsvorsitzender der PreBEG trocken.
Doch nun geht es voran: Das frühzeitige Beteiligungsverfahren ist abgeschlossen, jetzt kann man in das formelle Verfahren einsteigen, berichtet Demmin. In ihrer Sitzung vom 11. August fasste die Gemeindevertretung Pohnsdorf den Entwurfs- und Auslegungsbeschluss für die Freiflächensolarthermieanlage Hof Hörnsee. Die Auslegungsfrist endet am 6. Oktober. „Wir erhoffen uns, dass jetzt nichts Neues an Anregungen oder Einwendungen mehr kommt – wir erwarten jedenfalls nichts“, so Demmin. „Nichts, was uns in irgendeiner Weise Zeit kosten würde“, fügt Eimannsberger hinzu.
Sobald die Gemeindevertretung das Abwägungsprotokoll abgearbeitet habe, könne der Satzungsbeschluss gefasst werden, erläutert Demmin. Das bedeute Baurecht. Eimannsberger kündigt an, schon vorher die Baugenehmigung zu beantragen, sodass man gleich nach dem Beschluss loslegen könne. „Wir erwarten, dass der erste Spatenstich im ersten Quartal 2022 erfolgt.“
Die Aufträge für die Rohrnetz-, Technik- und Gebäudeplanung sollen im Oktober vergeben werden. „Als Erstes werden wir das Netz und die Heizzentrale bauen“, sagt Eimannsberger. „Die Solarkollektoren werden nur aufgeständert, die stehen innerhalb einer Woche.“ Zum Winter 2022/23 könnten die ersten Häuser geheizt werden.
Für die Umsetzung des Projekts fehlten nur noch 60 Mitglieder, zwei habe er bereits schon wieder gewinnen können, so Eimannsberger. Der Umstieg auf regenerative Energien sei in Zeiten des Klimawandels unausweichlich – das zeige sich doch an Katastrophen wie im Ahrtal. „Ich kann nur jedem raten, sich über den Anschluss zu informieren, auch im Hinblick auf die steigende CO2-Steuer“, betont auch Demmin.
Sie gehen davon aus, dass der Anschluss trotz der gestiegenen Kosten nicht teurer werde als geplant. Dazu trage einen höhere Förderquote von 41 Prozent gegenüber den ursprünglich einkalkulierten 27 Prozent bei. Nur die Wärmekosten müssten an die Inflation angepasst werden.
Genossenschaft bittet um Kapitalerhöhung
Allerdings müsse die PreBEG ihre Mitglieder wegen der erhöhten Ausgaben für Extra-Gutachten um eine Kapitalerhöhung bitten, kündigen sie an. Das soll demnächst in einer Generalversammlung der Genossenschaft – wegen Corona im sogenannten Umlaufverfahren per Post – erfolgen.
Dabei wird eine Vorfinanzierung von sechs Genossenschaftsanteilen in Höhe von 600 Euro für die Planungskosten erbeten. „Es muss ja nicht mehr bezahlt werden als geplant, nur ein Teil etwas früher“, betont Demmin. Was passiert, wenn die Mehrheit der Mitglieder nicht zustimmt? „Dann ist das Projekt tot“, betont Eimannsberger.
Durch das Nahwärmeprojekt sollen rund 5500 Tonnen CO2 pro Jahr eingespart werden. Im ersten Bauabschnitt werden Glinds-, Albrechts- und Wundersche Koppel angeschlossen. Es könnten zwei
weitere Abschnitte folgen mit Klinik, Berliner Ring, Kreis-Alten- und Pflegeheim und eventuell Kloster sowie Finnenhaussiedlung und Ragniter Ring bis zur Friedrich-Ebert-Schule. „Dann wären 50
Prozent in Preetz regenerativ versorgt – das ist schon mal eine Ansage“, so Eimannsberger.
Quellenangabe: Ostholsteiner Zeitung vom 04.09.2021, Seite 25