Es funktioniert!
Bericht vom Besuch bei 2 Energiegenossenschaften in Dänemark am 7. Oktober 2017

Samstag, 7. Oktober, morgens 08:15: über 25 Interessierte treffen sich zur Fahrt nach Dänemark. Ziel: Görding und Vojens, wo zwei für unser Vorhaben interessante Anlagen stehen: In Görding, ca. 15 km westlich von Esbjerg, steht eine Anlage, die der sehr ähnlich ist, die in Preetz errichtet werden soll. In Vojens, 5 km östlich von Haderslev, hingegen können wir eine Anlage besichtigen, die zeigt, was alles mit Solarthermie möglich ist.
Kurz hinter Kiel beginnt es zu regnen, der Regen wird uns den ganzen Tag begleiten, aber das wird der Fahrt keinen Abbruch tun. Trotz zweier kleinerer Staus erreichen wir Görding um 11:30. Wir huschen durch den Regen in die Betriebshalle, wo wir von einem der beiden Betriebsleiter, Jens Skaarup sowie zwei Mitarbeitern des Solarkollektorherstellers ARCON SUNMARK empfangen werden. Jens hat extra freiwillig für uns seinen freien Tag geopfert, so stolz ist er auf seine Anlage und die Genossenschaft. Er begrüßt uns in der überaus sauberen Betriebshalle mit Kaffee und Kuchen. Peter Eljbergen, einer der Geschäftsführer von ACRON SUNMARK, versichert uns, dass Jens nicht extra sauber gemacht habe, so sähe jede Betriebshalle aus.

Die Anlage in Görding wird seit über 30 Jahren als Genossenschaft betrieben. 692 Haushalte sowie 48 Industrieanlagen, Handwerksbetriebe und die Gebäude der Gemeinde werden hier mit Wärme versorgt. Lediglich 10 Haushalte hätten sich dagegen entschieden, erläutert Jens. Aber alle seien nach wie vor absolut überzeugt von ihrer Genossenschaft und stolz darauf, als eine der ersten Gemeinden Dänemarks die Wärme mit Sonne und Holzhackschnitzeln zu erzeugen. Die Kollektorfläche beträgt 7500 qm. (Preetz soll in der ersten Ausbaustufe 6300 qm bekommen.) Auch der Holzhackschnitzelkessel ist vergleichbar. Während die Anlage in Görding jedoch einen Wärmespeicher mit 1550 Kubikmeter

Speichervolumen aufweist, werden in Preetz 2 Speicher mit jeweils 600 Kubikmeter gebaut. Auch das Rohrnetz in Görding mit 15 km Länge plus 12 km Anschlussrohrleitungen ist größer als das in Preetz geplante (ca. 11 km). Jens führt uns anschließend in ein Gebäude, in dem die vom Solarfeld erzeugte Wärme an das Wärmenetz übergeben wird. Es hat zwar aufgehört zu regenen, aber der Himmel ist bedeckt. Während Peter Eljbergen uns die Technik erklärt, insbesondere die Sicherheitstechnik, beginnt die Anlage zu brummen. Ratlose Blicke, Nachfrage bei Jens: Trotz des bedeckten Himmels gäbe es jetzt bereits wieder so viele UV-Strahlen, dass die Anlage begonnen habe vorzuheizen, damit die Wärmeproduktion mithilfe der Sonne wieder starten könne. Im Übrigen sei die Anlage in dem Gebiet Dänemarks, in dem am wenigsten Sonnenstunden zu verzeichenen seien. Wir sind beeindruckt!
Draußen besichtigen wir das Solarfeld. Auch hier erläutert Peter Eljbergen wieder die besonderen Sicherheitsvorkehrungen.
Nach dem Mittagessen fahren wir weiter nach Vojens, wo uns eine absolut beeindruckende Anlage erwartet: 70.000 qm Solarthermie und ein Erdbeckenspeicher von 203.000 Kubikmeter Speichervolumen. Gigantisch! Auch diese Anlage wird wieder genossenschaftlich betrieben, wie übrigens die allermeisten in Dänemark, und versorgt die über 7000 Einwohner zählende Stadt mit Wärme. Der Anschlussgrad der Haushalte liegt bei 75%, was in etwa auch für unsere Quote in Preetz gilt. Für die Wärmeproduktion reicht 1/3 des Solarfeldes, um in der wärmeren Jahreszeit die Wärme zu erzeugen. Die anderen 2/3 der Fläche werden genutzt, um das Wasser des riesigen Erdbeckenspeicher im Laufe des Sommers auf 90 Grad zu erhitzen. In diesem Wasser könnte man Wiener Würstchen erhitzen! Dieser Wärmespeicher reicht, um auch im Winter bis in den März hinein das Netz mit Wärme zu versorgen. So erreicht diese Anlage einen Anteil an regenerativer Energie von 45%. Die restliche Wärme wird in einem Wärmekraftwerk mit Gas erzeugt. Auch die PreBEG plant in Preetz einen Erdbeckenspeicher, der jedoch bei weitem nicht so groß werden soll.
Es beginnt wieder zu regenen, also machen wir uns auf den Weg nach Hause. Wir sind begeistert. Kleine Gespächsgruppen entstehen auf der Busfahrt und wir stellen fest: Wenn das in Dänemark geht, dann geht das auch in Preetz. Immerhin haben wir mehr Sonnenstunden.
Lutz Reinhardt (17.10.2017)

